23. September 2011

Mein persönliches Burn-out

Fast mag ich es nicht glauben, wie die Zeit vergeht. Je älter ich werde, desto schneller vergeht sie. Und noch weniger kann ich es oft umsetzen, dass ich schon etwa zwanzig Jahre arbeitslos bin – nicht durchgängig, weil ich zwischenzeitlich immer wieder befristete Stellen hatte, aber von meinem Gefühl her auf jeden Fall. So manches Mal habe ich das Gefühl, von meinen wertvollen Lebensjahren seien mir sehr viele genommen worden. Fast anderthalb Jahre habe ich gebraucht, um Absagen nicht persönlich zu nehmen, sondern zu verstehen, dass nicht mir persönlich abgesagt worden ist, sondern einem anonymen Bewerber unter oft hunderten. Etwa 70 bis 80 Prozent meiner Bewerbungen waren Initiativbewerbungen, also Bewerbungen, die ich geschrieben habe, ohne dass ein entsprechendes Stellenangebot des jeweiligen Unternehmens vorlag. In den ersten Jahren noch habe ich meine Absagen gezählt, es aber dann bei etwa 2.000 Absagen nicht mehr getan. Allein diese Jahre waren schon Kräfte zehrend.

In den Folgejahren habe ich mich immer wieder beworben. Vorstellungsgespräche gab es nur wenige. Es gehörte sehr viel Kraft dazu, meine Hoffnung auf eine sozialversicherungspflichtige Stelle nicht aufzugeben und mich trotz der zunehmenden Hoffnungslosigkeit nicht aufzugeben. Ich kam mir vor – und komme mir immer wieder noch vor – wie Sisyphos, der kurz vor seinem Ziel einen schmerzhaften Tritt in die Fresse bekommt und wieder von vorne anfangen muss. Und ich wähnte mich mehr als einmal vor dem Ziel.

In den ersten Jahren meiner Arbeitslosigkeit – in der Vor-Hartz-Zeit – kam ich finanziell immer so einigermaßen über die Runden und konnte mir auch noch ein Auto leisten (wenn auch mein Konto beständig überzogen war). Doch mit den Jahren musste ich immer schmerzhafter erkennen, dass nicht mal der "kleine Luxus" mehr möglich ist. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon lange nicht mehr motorisiert.

Schon seit langem fühle ich mich nicht nur ausgebrannt, sondern ich bin es auch. Manches Mal sitze ich einfach da und frage mich nach dem Sinn meines Lebens. Manches Mal bin ich mehr als lustlos und möchte nur noch schlafen, ohne je wieder aufzuwachen. Ich fühle mich innerlich oft leer und ausgebrannt. Meine inneren Energievorräte gehen dem Ende entgegen und das Auftanken wird immer schwieriger. Zwar weiß ich, dass ich – komme, was wolle – irgendwo immer noch einige Energievorräte auftreiben kann, aber auch das wird immer anstrengender und aufwändiger.

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