23. Dezember 1950: An diesem Tag erblickte ich nicht ganz
freiwillig das Licht der Welt. Ursprünglich sollte mein Leben schon am
11. Dezember beginnen, aber die Nabelschnur hatte sich um meinen Hals
gewickelt. Und da für mich schon fast „Matthei am Letzten“ war, wurde
ich ungefragt mit einem Kaiserschnitt in dieses Leben befördert.
1958 bis 1962: Meine Jahre an der Volksschule Wülfrath. Damals
war ich noch einer der besten Schüler. Ich musste dafür nicht einmal
etwas tun, es flog mich „einfach so“ an. Lang, lang ist´s her.
1962 bis 1973: Diese Jahre waren – das kann ich auch mit guten
Gefühlen noch nach Jahrzehnten sagen – die schönsten Jahre meines
Lebens. Es waren meine Jahre am Konrad-Herebach-Gymnasium in Mettmann.
Ich war sozial eingebunden. Ich hatte viele Kontakte.Ich fühlte mich
wohl unter all den Menschen – meinen Klassenkameraden und auch den
Lehrern. Es waren Jahre voller geistiger und gefühlsmäßiger Anregungen,
Jahre gefüllt mit wunderbarem Leben.
Als ich noch motorisiert war, habe ich mein altes Gymnasium alle ein
bis zwei Jahre besucht, bin durch die Flure gegangen, sah die alten
Wandmalereien und habe mich jedes Mal wie zu Hause gefühlt. Diese Jahre
haben in mir sehr tiefe Spuren hinterlassen – Spuren, an die ich mich
sehr gerne erinnere und die ich sehr gerne in mir weiter leben lasse.
1973 bis 1976: In diesen Jahren habe ich an der damaligen
Gesamthochschule Wuppertal mein Lehrerstudium für die Sekundarstufe I
gemacht – und meinen größten Lebensfehler: Ich habe dieses Studium nach
dem ersten und vor dem zweiten Staatsexamen abgebrochen. Das zweite
Staatsexamen wäre meine Möglichkeit für den Lehrerberuf gewesen. Dieser
Fehler war ein Teil meiner unruhigen Berufsjahre, die dann in über
zwanzig Jahren Arbeitslosigkeit geendet sind.
2004 bis 2006: In diesen Jahre habe ich einen erfolgreichen
IHK-Abschluss zum Kaufmann im Gesundheitswesen gemacht. Auch das half
mir nicht, wieder in den Beruf einzusteigen. Doch nicht nur für mich gab
es keinen Wiedereinstieg, weil von meinen 16 Mitschüler(innen) nur eine
den Wiedereinstieg geschafft hat.
Auf meine Berufsjahre möchte ich an dieser Stelle nicht weiter
eingehen, weil ich hier in meinem Gedankenbuch schon sehr viel darüber
geschrieben habe: Ich habe etwa 2.000 Absagen verarbeiten müssen – die
Folgen begleiten mich bis heute. Leider muss ich feststellen, dass
Arbeitgeber keine fähigen Mitarbeiter brauchen, sonder Arbeitssklaven.
Und Mitdenken ist in der Theorie erwünscht, aber in der Praxis hat man
die Schnauze zu halten – erst recht, wenn man fähig ist, in
Zusammenhängen zu denken.
Würde ich näher auf meine Berufsjahre eingehen, würde ich auch Namen
von Arbeitgebern nennen. Und in unserer wirtschaftsfreundlichen
Demokratie würde mir das bestimmt einige Klagen einbringen – Klagen, auf
die ich mich weder nervlich noch finanziell einlassen will und kann,
Klagen, die ohnehin zugunsten der Arbeitgeber ausgehen würden.
Wenn ich nicht meine wunderbaren Jugendjahre hätte leben dürfen,
würde ich heute nicht mehr leben. Erst diese wunderbaren Jahre haben in
mir eine Kraft und eine Lebensfreude (ja, die habe ich immer noch, auch
wenn es oft nicht so scheint) wachsen lassen, die es mir heute
ermöglichen, nicht nur zu über-leben, sondern zu leben – trotz aller
materiellen und immateriellen Einschränkungen.