15. November 2009

Depression und Langzeitarbeitslosigkeit


Ich bin seit achtzehn Jahren mit Unterbrechungen arbeitslos, erlebe die tagtägliche soziale und zwischenmenschliche Ausgrenzung eben auf Grund dieser Arbeitslosigkeit, weil ich kein Geld verdiene und somit nichts "unternehmen" kann und weil immer noch mehrheitlich die Meinung vorherrscht, für eine "solch lange" Arbeitslosigkeit sei ich ja selbst verantwortlich.

Und dennoch habe ich nicht mein Leben aufgegeben und nehme nach wie vor am Leben teil, wenn es auch oft mit persönlichen Nachteilen verbunden ist. Und trotz der langen Zeit ohne Arbeit habe ich nicht aufgegeben und bin auch nicht zum Pessimisten geworden. Dazu zwei aktuelle Beispiele:

Vor etwa vier Wochen habe ich mich bei einer kleinen Firma beworben, dessen Geschäftsführer ich schon längere Zeit kenne. Er hatte auch die Zusage der ARGE, dass mein Brutto-Arbeitgebergehalt zu 50 % von der ARGE übernommen würde. Vierzehn Tage später bekam ich die Absage mit der fadenscheinigen Begründung, sein kleines Team sei "übereingespielt" und bräuchte daher keinen neuen Mitarbeiter. Der zuständige ARGE-Mitarbeiter meinte dazu nur lakonisch: "Das ist das übliche Spiel. Er hat das vorher gewusst."

Ganz aktuell bin ich mit zwei Arbeitgebern, meiner ARGE-Betreuerin und einigen Menschen im "Hintergrund" in Verhandlungen für eine neue Stelle. Obwohl ich fit bin, sofort in den ersten Arbeitsmarkt einzusteigen, müsste ich eine sechsmonatige "Betreuungsmaßnahme" (damit ist ein Ein-Euro-Job gemeint) durchmachen, um anschließend eine zweijährige Festeinstellung zu bekommen, für die der vorgesehene Arbeitgeber dann von der ARGE einen 75 %igen Zuschuss erhalten würde. Scheitern wird das voraussichtlich an der Tatsache, dass die Zuschüsse für diese "Betreuungsmaßnahmen" am 31.12.2009 auslaufen und alle begonnenen Maßnahmen vor diesem Zeitpunkt auch beendet sein müssen. Da es sich hier um rechtliche Fragen handelt, bin ich zur Zeit außen vor und hoffe inständig, dass die in meinem Interesse handelnden Menschen eine Lösung für mich finden werden.

Ich hätte also all diese Jahre mehr als einen Grund gehabt, mich vor den Zug zu werfen. Doch gehöre ich glücklicherweise zu den Menschen, die gelernt haben, sich an den eigenen Haaren immer wieder aus Krisen und Katastrophen zu retten. Damit verurteile ich nicht im Mindestens die Menschen, die für sich keinen anderen Weg als Selbstmord sehen. Ich möchte mit diesem Eintrag "nur" aus einer anderen Sichtweise darauf aufmerksam machen, dass meine Arbeitslosigkeit nicht selbst verschuldet ist und ich nicht immer wieder aus diesen Gründen ausgegrenzt werden will.

Nachbemerkung: Ich habe einige Tage überlegt, ob ich diesen Eintrag überhaupt schreiben soll, weil er sich wie eine Rechtfertigung liest, die ich nicht nötig habe. Doch habe ich mich dazu entschlossen, weil ich nicht zulassen will, dass sich diese Gedanken und Gefühle in meine Seele brennen und sie meine Seele möglicherweise letztendlich verbrennen.

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