12. März 2009

Amoklauf in einer ARGE?


Diese Frage mag auf den ersten Blick weit hergeholt erscheinen; doch gebe ich Folgendes zu bedenken:

Amokläufe sind rein zahlenmäßig verhältnismäßig selten. Doch in ihrer Ausführung sind sie umso brutaler, verheerender und nachhaltiger. Und keine Schule und kein Betroffener rechnet damit - wenn es passiert, sind die Überlebensaussichten vieler Menschen gleich Null.

Die Täter (bisher waren es noch keine Täterinnen) rächen sich auf diese Weise für vermeintlich und/oder tatsächlich erlittenes Unrecht auf sehr drastische Weise, die in der Regel nicht die Verursacher ihres Leids trifft, sondern vollkommen unbeteiligte Menschen. Und in manch einer ARGE wird den "Kunden" sehr viel Unrecht angetan und viele Betroffene müssen oft viel leiden und erdulden. Und das schafft zwangsweise sehr viel Enttäuschung und maß- und hilflose Wut. Ich weiß, wovon ich hier schreibe.

Ältere Menschen wie ich haben sich in der Regel Möglichkeiten geschaffen, ihre Wut und Enttäuschung friedlich zu "regeln". Doch was ist mit unseren Kindern und Jugendlichen? Gewöhnen sie sich an die zynischen und menschen verachtenden Hartz-Gesetze? Viele sehen schon heute keine andere Möglichkeit als den Weg in die Kriminalität und die Abhängigkeit von Drogen und Alkohol. Sind wir so sicher, dass nicht in naher Zukunft einer dieser Jugendlichen - oder ein älterer Arbeitsloser - ausrastet und sich mit einem Amoklauf in einer ARGE rächt und Menschen hemmungslos abschlachtet?

Hartz IV sei - so höre ich schon - doch Teil unseres sozialen Netzes? Wenn die Löcher dieses Netz ausmachen . . . Ich möchte an dieser Stelle nur an eine neue Bestimmung dieses "Netzes" erinnern: Seit 01.01.2009 darf jeder Bezieher von Arbeitslosengeld II ohne Verdachtsgründe als Sozialbetrüger kriminalisiert werden und muss unter der Androhung von Leistungskürzung seine Kontoauszüge offen legen.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich verurteile Amokläufer - ihre Taten sind verbrecherisch und verabscheuungswürdig. Aber ich kann mich in solche Menschen hineinfühlen. Sie sehen für sich keine andere Möglichkeit als Mord.

Notfallpläne sind auf jeden Fall sinnvoll. Doch was hilft der beste Notfallplan, wenn der Amokläufer in der Klassentür steht und Schüler und Lehrer niedermäht!?! Das Kind erst dann zu retten, wenn es schon in den Brunnen gefallen ist, ist eindeutig die falsche Methode. Die beste Methode und zugleich Vorbeugung sind menschliche Wärme, Achtung gegenüber seinen Mitmenschen, Ehrlichkeit und Fairness.

Aber diese Verhaltensweisen werden "dank" Hartz IV den Betroffenen zerstört. Wann kommt wohl der erste Betroffene in eine ARGE, um seine gestohlenen Werte sehr drastisch zurück zu fordern?

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