8. November 2011

Meine Lebenskämpfe

So richtig klar ist es mir nicht, warum ich schon mein Leben lang eine Kämpfernatur bin. Ich habe nur die Erklärung, dass mein Bruder anderthalb Jahre nach mir geboren wurde und meine Mutter mir dann nicht mehr ihre volle Aufmerksamkeit geben konnte. So habe ich vermutlich Wege für mich gefunden, diese Aufmerksamkeit dennoch zu bekommen. Ob ich damit Erfolg hatte, vermag ich gar nicht zu sagen.

Im weiteren Verlauf meines Lebens war es dann für mich eine normale Angelegenheit, mich für andere Menschen und eine "bessere Welt" einzusetzen. Bedauerlicherweise habe ich dabei den Schwerpunkt aufs Politische gesetzt und so manche zwischenmenschliche Beziehung vernachlässigt. Und zu einer besseren Welt habe ich auch nicht beitragen können. Im Gegenteil – im Vergleich zu meiner Jugend ist unsere heutige Welt herzloser und rücksichtsloser geworden.

Auch im zwischenmenschlichen Bereich habe ich sehr viel gekämpft und dabei so manches Mal meine Menschen dabei aus den Augen verloren. Gerade im zwischenmenschlichen Bereich ist Kämpfen oft gar nicht nötig, weil Gefühle sich nicht erzwingen lassen. Und bei Gefühlen geht es in der Regel mehr um Einfühlungsvermögen als um Kampffähigkeit und Kampfkraft. Doch sind Wissen und dieses Wissen leben zwei Seiten ein- und derselben Münze und häufig nur mit viel Mühe und Einfühlungsvermögen in Einklang miteinander zu bringen.

In der Rückschau muss ich schlichtweg feststellen: Hätte ich schon vor Jahrzehnten gewusst oder geahnt, was ich heute weiß, ich hätte nicht so viel gekämpft, sondern viel mehr auf meine Gefühle gehört und wäre ihnen gefolgt. Doch mein Heute ist mein Heute. Und ich stehe zu einhundert Prozent dazu, unabhängig von meinen vorüber gehenden Wünschen, so manch einen Fehler aus meinem Leben wieder zu löschen. Doch glücklicherweise ist das unmöglich. Ansonsten wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin – mit allen meinen Fehlern, Misserfolgen und vor allem meinen menschlichen Vorzügen.

2 Kommentare:

  1. Hallo Gerhard,diese manchmal auch schmerzvollen Erfahrungen sind heute unsere Lebensweisheit.Jeder Mensch hat das Recht, sogenannte Fehler zu machen.Sie dienen uns zur Erkenntnis und ermutigen uns, andere Verhaltensweisen auszuprobieren, etwas Neues zu wagen, uns dem Leben zu stellen.Eine Erfahrung ist nur dann unnütz, wenn man keine Lehre daraus zieht.Annette

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  2. was Annette schreibt, trifft genau den Punkt. Und das möchte ich hinzufügen: Sich dem Leben stellen heißt für mich, aktiv etwas tun. Kämpfen ist gut, aber nicht gegen Windmühlenflügel. Die Gefühle achten ist gut. Sie nach außen zu bringen ist ganz wichtig für mich.Dabei gehe ich bis an meine Grenzen, um mich weiter zu entwickeln.Mein Motto im Leben heißt: machen.Ich sehe mich nicht als Kämpferin sondern als Macherin.Mit ´machen´meine ich, flexibel, spielerisch, kreativ auf die Anforderungen zu reagieren, die das Leben an mich stellt.Und eigene Antworten zu finden.Barbara

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