21. Oktober 2010

Die guten alten Zeiten


Versuche nicht, die Vergangenheit rückgängig zu machen,
denn verschüttetes Wasser ist schwer zu sammeln.

Die Vergangenheit - so wie ich sie damals in meinen guten alten Zeiten empfunden habe - lässt sich sicherlich nicht 1 : 1 zurück holen, weil meine persönlichen Umstände und die heutige soziale Wirklichkeit sich teils sehr krass unterscheiden. Mit meinen guten alten Zeiten umschreibe ich meine Schulzeit auf dem Gymnasium mit meinem sozialen Eingebundensein bis etwa zum Alter von 35 Jahren. Es war die Zeit (ich meine mein Alter von etwa 35), in der sich die Wirtschaft schon längst globalisiert hatte und die Politik sich eifrig bemühte, diesen Prozess nachzuahmen.

In meinen guten alten Zeiten gab es noch Gegebenheit, die ich heute kaum bis gar nicht mehr oder nur noch in winzigen Resten finde:
  • Da gab es in allererster Linie das Freisein von sozialen Ängsten vor dem Heute und vor dem Morgen. Wir lebten noch in verhältnismäßig abgesicherten Verhältnissen. Diese Verhältnisse finde (mit Sicherheit nicht nur) ich gar nicht mehr.
  • Ich musste nicht darum kämpfen, Zeit zum Innehalten, zum Nachdenken über mich, meine mir wichtigen Menschen und meine Gegenwart und Zukunft zu haben.
  • Es gab noch eine verhältnismäßig gute Sicherheit in feste und langfristige Arbeitsplätze.
  • Arbeitslose wurden nicht schikaniert und mussten nicht - wie ich - mehrere tausend Bewerbungen schreiben, um vielleicht mal den ein oder anderen befristeten Job zu bekommen.
  • Auch die Teilhabe am sozialen Leben war für Arbeitslose in den guten alten Zeiten noch ziemlich gut möglich, weil der Staat sich noch nicht aus seiner sozialen und menschlichen Verantwortung gestohlen hatte.
  • Es gab noch gelebte menschliche und soziale Solidarität. Heute ist sich doch nur noch Jeder selbst der Nächste - und vielleicht kommen dann irgendwo und irgendwann auch noch die Mitmenschen.
Das sind alles Gegebenheiten, die ich heute sehr vermisse. Das ein oder andere werde ich heute möglicherweise noch - zumindest in Ansätzen - verwirklichen können. Doch mit zunehmendem Alter läuft mir die Zeit immer schneller davon. Und die Zeiten des Innehaltens und Entspannes sind selten geworden.

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