10. April 2010

Scheitern als Chance


Grundsätzlich stimme ich der Aussage, dass in jedem Scheitern eine Chance steckt genau so zu wie der Behauptung, jeder sei seines Glückes Schmied. Diesen Aussagen ist mit Vorsicht und gesundem Misstrauen zu begegnen, weil sie in dieser Form schlichtweg nicht stimmen:

Meine lange Arbeitslosigkeit ist zwar ein Scheitern, aber ohne Arbeitgeber, die mir eine ehrliche Chance geben, eine zum Scheitern verurteilte Chance. Ohne die aktive Chance eines Arbeitgebers kann ich mich drehen und wenden wie ich will - die Arbeitgeber haben nun mal die absolute Verfügungsgewalt über Arbeitsplätze. Die Verantwortung für meinen Anteil übernehme ich. Die Verantwortung der Arbeitgeber kann ich nicht einmal rechtlich einfordern, obwohl mir der Artikel 2 des Grundgesetzes freie Entfaltung meiner Persönlichkeit und das Recht auf (ein menschenwürdiges) Leben garantiert. In Artikel 12 werden mir Berufsfreiheit und der Schutz vor Zwangsarbeit garantiert. Zwangsarbeit sind meines Erachtens Tätigkeiten bei Zeitarbeitsfirmen und für Hartz IV-Betroffene der Zwang, jede "zumutbare" Arbeit annehmen zu müssen. Und über die Zumutbarkeit entscheidet nicht der Betroffene, sondern die vorgesetzte Behörde. In diesem Punkt habe ich sehr viele Chancen aktiv und initiativ genutzt; doch (bisher?) leider erfolglos.

Meine Arbeitslosigkeit ist sicherlich mein größtes, nachhaltigstes und schmerzhaftestes Scheitern. Und es gibt glücklicherweise auch eine Reihe gescheiterter Gelegenheiten, die ich als fruchtbare Chancen habe nutzen können.

In Zeiten des Scheiterns, der Hoffnungslosigkeit und Krisen überhaupt sind Freunde und gute Bekannte eine wichtige Hilfe. Doch sind diese Menschen nur dann hilfreich, wenn sie zuhören und einfühlsam nachfragen können, wenn sie verfügbar sind und sich mit "guten" Ratschlägen zurückhalten können. Oftmals hilft ein gemeinsamer Spaziergang, eine tröstende Tasse Kaffee oder eine liebevolle Umarmung mehr als Worte.

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