4. Mai 2009

Meine biologische Familie


Ich kann mich in meiner Familiengeschichte noch so weit zurück erinnern, ich habe keine Erinnerung an aktives Verständnis oder aktive Hilfe. Schon als Kind hatte ich meinen "eigenen Kopf" und wurde dafür von meiner Mutter als "schwieriges" Kind hingestellt. Es ist ja auch so einfach, sein Kind für die eigene Unfähigkeit verantwortlich zu machen, es ins Leben zu begleiten. Mein Vater war nicht minder verantwortlich, weil er sich aus der Erziehung (ein grässliches Wort, weil Kinder nicht ins Leben gezogen, sondern begleitet werden sollten) heraus gehalten hat.

Meine Eltern - und ich nenne bewusst sowohl meine Mutter wie meinen Vater - haben mich nie gegen andere verteidigt: So war ich in einem katholischen Kindergarten und wurde wegen meiner "Widerspenstigkeit" mehrfach über einen längeren Zeitraum in einen verschlossenen, dunklen Raum eingesperrt. Ich habe wahnsinnige Ängste ausgestanden; doch meine Eltern haben nichts dagegen unternommen. Was ist das eigene Kind auch schon wert!

Nach dem Abitur habe ich studiert, obwohl meine Mutter meinte, es sei besser, eine solide Ausbildung in der Wirtschaft zu machen - mein Berufsweg hätte mit Sicherheit einen anderen Verlauf genommen. Doch hat sich meine Mutter mit mir nie darüber ausgetauscht mit der Begründung "Ich wollte Dir Deine Entscheidungsfreiheit nicht nehmen". Auf diese feige Weise kann eine Mutter auch ihre Verantwortungslosigkeit auf das Kind abschieben.

Auch in meiner fast zwanzigjährigen Arbeitslosigkeit habe ich weder von meinen Eltern noch von meinen Geschwistern (von denen ich mich vor etwa zwei Jahren aus Selbstschutz losgesagt habe) irgendwelche aktive Hilfe und auch kein aktives Verständnis bekommen, höchstens mal ein paar Euro (wie gnädig!).

Meine Mutter versteckt sich schon ihr Leben lang hinter der Ausrede, sie wolle "doch nur mein Bestes", meint aber im Klartext nur ihr Bestes. Ich bin in meinen 58 Jahren nicht einmal gefragt worden, was ich denn für mein Bestes halte oder was ich mir wünsche. Stattdessen versucht sie immer wieder, mir ihre Art und ihre Vorstellungen von Leben aufzuzwingen. Meine Geschwister haben sich im Übrigen genau so verhalten.

Es hat in meiner biologischen Familie viele Streitereien und Trennungen gegeben; doch nicht ein einziges Mal sind diese Menschen wieder auf mich zugegangen. Es lag und liegt bis heute ausschließlich an mir, auf meine Familie zuzugehen. Meine Mutter und meine Geschwister (mein Vater ist vor zehn Jahren gestorben) sind sich dafür viel zu fein, zu eingebildet und zu überheblich.

Im Grunde genommen sollte ich in meinem Alter imstande sein, mich gefühlsmäßig von meiner Mutter zu lösen. Doch es ist mir bis heute nicht gelungen und wird es wohl auch bis zu ihrem Tode nicht - worin auch immer die Ursachen dafür liegen. Meine innere Loslösung wird mir bestimmt erst nach ihrem Tod gelingen. Das macht mich zwar oft traurig und wütend, aber alle meine Versuche eines einvernehmlichen Miteinanders sind gescheitert.

Unbestreitbar habe auch ich meine Anteile an dieser Lage. Aber in einer Gruppen müssen sich entweder alle Beteiligten aktiv einbringen oder die Gruppe scheitert. Und unsere Gruppe Familie ist gescheitert!

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