28. Februar 2012

Authentische und loyale Menschen


Bereits in meiner Jugend habe ich mir für meine engeren Kontakte schon immer Menschen ausgesucht, die zu ihren Worten und Taten standen (verantwortungsbewusst waren), bei denen Worten und Taten übereinstimmten (authentisch waren), die offen und ehrlich waren, die zu ihren Fehlern stehen konnten, die zuverlässig und stark zu ihren Menschen standen (loyal waren) und die eine natürliche Ausstrahlung und eine natürliche Umgehensweise mit ihren Mitmenschen pflegten. Das war mir seinerzeit ganz und gar nicht bewusst, es entwickelte sich immer wieder so.

Und da solche Menschen damals wie heute nicht gerade in der Mehrheit sind, waren es auch immer wieder glückliche Zufälle, wenn ich solchen Menschen begegnen oder sie gar näher kennen lernen durfte. Diese bewusste Beschränkung auf Menschen bestimmter Ausprägung ließ zwangsweise Freundschaften nicht "im Vorbeigehen" entstehen. Und echte Freundschaften hielten sich dann um so länger. Und die Verluste von diesen Menschen waren um so schmerzlicher.

Es ist bestimmt nicht einzige Grund, warum es mir bis heute nicht möglich war, ein dauerhaftes und belastbares soziales Netzwerk aufzubauen. Einerseits hat mich das sehr stark gemacht, weil ich gelernt habe, nicht nur zu überleben, sondern auch gelernt habe zu leben. Andererseits frage ich mich manches Mal, ob ich in einem funktionierenden sozialen Netz nicht noch stärker wäre. Ich glaube schon, dass dem so ist. Sprüche wie "Einigkeit macht stark", "Einen Finger kann man brechen, fünf Finger sind eine Faust" (das ist überhaupt kein Aufruf zur Gewalt) oder "Nicht Brot, nicht Quark, Solidarität macht stark" weisen in diese Richtung.

Doch nicht nur auf Grund meines Alters von 61 Jahren ist der Aufbau eines soziales Netzes sehr schwierig geworden, sondern auch und vor allem auf Grund der zunehmenden Hektik, Gleichgültigkeit und sozialen Kälte. Und es fällt mir heute nicht mehr so leicht wie in meiner Jugend, auf andere - mir sympathische - Menschen zuzugehen.

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