Als ich 1990 erstmals arbeitslos wurde, ahnte ich noch nicht, dass ich über 20 Jahre später immer noch - mit Unterbrechungen - arbeitslos sein würde. Irgendwann habe ich es aufgegeben, die Absagen zu zählen - sie liegen im vierstelligen Bereich. In all diesen Jahren habe ich nie aufgegeben, wieder ins Berufsleben zu kommen. Doch immer wieder bekam ich Nacken- und Tiefschläge. Ich habe sehr viele Initiativbewerbungen geschrieben, die seltsamerweise immer wieder am schnellsten als Absage zurück kamen. Ich war sehr oft niedergeschlagen und hoffnungslos, konnte jedoch nicht aufgeben. Aufgeben musste ich erst Anfang 2011 nach einer langen und schmerzhaften Erfahrung, die ich bis heute nicht verarbeitet habe.
Es waren und sind sehr schmerzliche seelische, geistige und körperliche Erfahrungen, die mich stark geprägt haben. Sie hängen mir "in den Knochen" und sind weder weg zu diskutieren noch weg zu therapieren. Viel aufgezwungene Zeit zu haben, ist nicht gleichbedeutend mit Urlaub, denn für Urlaub braucht man Geld und Urlaub ist Erholung - als Langzeitarbeitsloser habe ich diese Erholung nicht und Geld noch sehr viel weniger.
Das hat dann auch zur Folge, dass ich auch sozial und zwischenmenschlich ausgegrenzt bin und werde, weil ich so gut wie keine Möglichkeiten habe, mit anderen Menschen etwas zu unternehmen, weil "unternehmen" mit Geld ausgeben zu tun hat. Und mich immer mit "durchziehen" will mich auch niemand - verständlich und ein Teufelskreis zugleich. Zu meinen schmerzhaften beruflichen kommen dann noch diese schmerzhaften zwischenmenschlichen Erfahrungen.
Schon oft habe ich überlegt, ob ich mich von den Menschen genauso so zurück ziehen sollte wie von meiner Suche nach einem Wiedereinstieg ins Berufsleben. In Rente gehe ich ohnehin in fünf Jahren, aber mein Leben wird hoffentlich noch einige Jahrzehnte darüber hinaus gehen. Und daher werde ich meine Überlegung, mich auch von den Menschen zurück zu ziehen, wohl nie in die Tat umsetzen, umsetzen wollen und auch nicht umsetzen können.
Dennoch wird das Problem meiner sozialen Ausgrenzung und mein möglichst Menschen würdiger Umgang damit bestehen bleiben.
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