8. August 2010

Das historische Museum der Stadt Luxemburg


Wer mal in die schöne Stadt Luxemburg kommt, der sollte Zeit haben, diese Stadt näher kennen zu lernen. Und ist er (sie) geschichtlich interessiert, dem möchte ich das Historische Museum der Stadt Luxemburg wärmstens empfehlen. Es ist architektonisch gelungen ins Stadtbild eingefügt. Und der Eintrittspreis in Höhe von fünf Euro für dieses sechsgeschossige Gebäude voller geschichtlicher Informationen ist in diesem Fall so gut wie geschenkt.

Die sechs Geschosse sind über hölzerne Treppen zu erreichen. Und auch die Wände sind in denselben warmen Holzfarben gehalten. Alle Stockwerke sind auch über einen 18 m² großen, hydraulischen Aufzug zu erreichen. Der Aufzug ist rundum verglast, sodass die Besucher in den unter Tage liegenden Stockwerke die ursprünglichen Felswände betrachten können.

Sowohl die Dauerausstellung wie die Sonderausstellung sind mit sehr viel Liebe und Herzblut gestaltet. So werden die einzelnen Epochen in Modellen, Filmen, Fotos und originalen Ausstellungsstücken inhaltsreich und umfassend vermittelt. Sehr beeindruckt haben mich die in Handarbeit hergestellten Holz-Modelle der Stadt Luxemburg in den jeweiligen Epochen, die im Durchmesser etwa 2,50 m bis 3 Meter messen.

Sehr angesprochen hat mich als Kind der 68er und Jahrgang 1950 die Sonderausstellung "Born to be wild?" Jugend zwischen Anpassung und Revolte, 1950 bis 2010. Diese Ausstellung hat sehr viele Erinnerungen in mir wach gerufen. Es gab Mode aus dieser Zeit zum Anfassen, einen Plattenspieler und Platten aus jener Zeit, die man als Besucher auch auflegen und natürlich hören konnte. Ein Waschbottich aus jener Zeit erinnerte mich an meine Kindertage, in der ich - früher gab es noch feste Waschtage - meiner Mutter an genau solch einem Waschbottich "geholfen" habe. Auch die Wringmaschine war mir in sehr guter Erinnerung: Die nasse Wäsche wurde zwischen zwei Rollen gelegt und durch Drehen dieser Rollen mittels einer Kurbel die nasse Wäsche zwischen den Rollen gedreht und so ausgewrungen (heute heißt das Schleudern).

Auch die politische Situation jener Zeit nahm einen großen Raum ein. Und die Filme und Fotos erinnerten mich daran, dass es in jenen Jahren noch eine politische Kultur, offenen Widerstand, Demonstrationen, Solidarität und andere politische Aktionen und Aktionsformen gab, die es heute nur noch in abgeschwächter Form gibt - wenn überhaupt noch.

Die Mode jener Zeit hatte auch ihren eigenen Schick. So trugen die Kinder oft - so auch ich und meine Geschwister - Kniesocken, die so gerade bis fast zum Knie gezogen waren, dass auch bloß keine Falte reinkam. Dazu trugen die Jungen kurze Hosen mit Hosenträgern, die von kurz über dem Knie bis fast an die Brust reichten. Und bei Geschwistern war dann oftmals der Partnerlook angesagt.

Als letzten Saal dieser Ausstellung gab es eine Disco mit Ausschnitten von Live-Auftritten der Gruppen dieser Zeit. Lautstärke natürlich eingeschlossen.

Aussagen des Denkens und Fühlens jener Zeit begleiten die einzelnen Abschnitte. Sehr ausdrucksstark finde ich die eingefügten Zeilen über das Wesen von Jugend in ihrer geschichtlichen und persönlichen Entwicklung (zum Lesen auf das Bild klicken).


Wenn es sich bei meinem nächsten Besuch von Luxemburg einrichten lässt, werde ich diese Ausstellung bestimmt wieder besuchen. Bei einem Besuch lässt sich nur ein Bruchteil dieser vielen Informationen aufnehmen, weil nach drei Stunden die Konzentration auf Aufnahmefähigkeit nachlassen.

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