23. Juli 2010

Gedichte (Autoren: Bertolt Brecht und Hans Kruppa)


Frei und unfrei

Den wirklich Freien
erkennt man daran,
dass er keine Angst hat,
seine Freiheit zu verlieren.
Und der Unfreie
hat sogar Angst davor,
seine Unfreiheit aufzugeben.

Der Rauch

Das kleine Haus unter den Bäumen am See.
Vom Dach steigt Rauch.
Fehlt er,
Wie trostlos wären
Haus, Bäume und See.

Schwächen

Du hattest keine.
Ich hatte eine:
Ich liebte.

Ich will mit dem gehen, den ich liebe

Ich will mit dem gehen, den ich liebe.
Ich will nicht ausrechnen, was es kostet.
Ich will nicht nachdenken, ob es gut ist.
Ich will nicht wissen, ob er mich liebt.
Ich will mit dem gehen, den ich liebe.

Wunderbares Licht

Jeder Augenblick,
in dem zwei Seelen
sich füreinander öffnen,
ist ein wunderbares Licht
in einer Welt,
die dunkel ist
vor Lieblosigkeit.

Dauerten wir unendlich

So wandelte sich alles.
Da wir aber endlich sind,
bleibt vieles beim alten.

Unsere Träume

Unsere Träume,
unsere Sehnsüchte
und bunten Hoffnungen
wollen ernst und wichtig
genommen werden.
Wer sie verdrängt,
unterdrückt das Beste in sich
und wird ein hohler Mensch.

Ohne Titel

Der abgerissene Strick kann wieder geknotet werden.
Er hält wieder, aber
er ist zerrissen

Vielleicht begegnen wir uns wieder, aber da
wo du mich verlassen hast,
triffst Du mich nicht wieder.


Morgens und abends zu lesen

Der, den ich liebe,
hat mir gesagt,
dass er mich braucht.

Darum
gebe ich auf mich acht,
sehe auf meinen Weg und
fürchte von jedem Regentropfen,
dass er mich erschlagen könnte.

1 Kommentar:

  1. Lieber gerhard,wünderschöne Gedichte die zu Herzen gehen, aus dem Herzen sprechen.Vielen Dank und liebe GrüsseHeike (Fenja)smile

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