6. Februar 2010

Bestreikt verdi die eigenen Mitglieder?


Diese Frage eines seit Jahrzehnten überzeugten Gewerkschafters sollte man nicht einfach als gewerkschaftssschädigend abtun, sondern sich Folgendes vor Augen halten:

Seit Jahrzehnten streiken die Gewerkschaften immer wieder ausschließlich um höhere Löhne und Gehälter für die (noch) Beschäftigten. Das ist wichtig und gehört in jeden Tarifkampf; doch sie handeln damit nicht anders als die Arbeitgeber, denen es (nicht nur) in Tarifauseinandersetzungen nur um den eigenen Geldbeutel geht.

Gerade in den Zeiten einer Wirtschaftskrise - es ist ja letztlich nicht die Krise der Wirtschaft, sondern die Krise des kleinen Mannes und kleiner und mittlerer Betriebe - greift der rein finanzielle Gesichtspunkt einer gewerkschaftlichen Tarifauseinandersetzung viel zu kurz. Es geht auch darum, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu ändern, Fragen der Rentenpolitik, Fragen der Arbeitsmarktpolitik, der Lebensqualität der arbeitenden und nicht arbeitenden Menschen in diesem Land mit eigenen konkreten Vorschlägen und Forderungen zu bereichern und in die aktuellen Tarifauseinandersetzungen einzubringen.

Trotz weiter steigender Arbeitslosenzahlen und des dadurch verursachten Mitglieder- und Einnahmeschwunds bei den Gewerkschaften kenne ich keine einzige Forderung in einer Tarifauseinandersetzung für die Abschaffung von Hartz IV und die Schaffung neuer vollwertiger Arbeitsplätze und auch keine Forderung nach Einstellung von Arbeitslosen. Die Beschäftigten lassen sich zu soviel Lohnverzicht zwingen. Was hindert sie daran, wenn sie für die Einstellung von arbeitslosen Kolleginnen und Kollegen auf einen Teil ihres Lohns verzichten würden (unabhängig davon, dass es dafür keines Lohnverzichts bedarf)?

Gerade in den Zeiten von Globalisierung, Wirtschaftskrise, Rentenkürzung, Vernichtung des Sozialstaats und Zerstörung von Arbeitsplätzen müssen über die finanziellen Forderungen hinaus Forderungen nach einem lebenswertem und existenzsicherndem Leben für Alle in den Mittelpunkt der gewerkschaftlichen Tarifauseinandersetzungen viel mehr in den Mittelpunkt rücken!

Eine alte indianische Weisheit, die bis heute nichts an ihrem Wert und ihrer Gültigkeit verloren hat, besagt

Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss vergiftet,
das letzte Tier getötet ist, erst dann werdet ihr merken,
dass man Geld nicht essen kann.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen