24. November 2009

Freunde finden als Erwachsener


Obwohl ich Umfragen grundsätzlich misstrauisch gegenüber stehe, kann ich diese Umfrage aus eigener Erfahrung nachvollziehen. Meines Erachtens spielen dafür mehrere Umstände eine Rolle:

Als Erwachsener geht man mit dem Leben nicht mehr so leicht und locker um wie in der Jugend. Man hat "seine" Erfahrungen gemacht und ist distanzierter und misstrauischer geworden. Das Alter hat Wunden gerissen, die wir nach Möglichkeit nicht wiederholen wollen. Und die Narben sind stete Erinnerungen. Und wir sind oft unsicher, wie wir uns vor Verletzungen schützen können - die meisten von uns sind immerhin schon "mehr als genug'" verletzt worden -, weil wir zugleich wissen und spüren, dass das Leben ohne Wagnisse auf der Stelle stehen bleibt oder sich gar rückwärts entwickelt. Und oft sind wir auch einfach nur müde und es Leid, noch ernsthaft nach Freundschaften zu suchen, weil es ja "sowieso nichts bringt" und das andere Geschlecht uns ja "ohnehin nicht verdient" hat.

Nicht zu unterschätzen ist auch unsere heutige Zeit, in der nur noch Leistung bis zum Burn-Out zählt, in der zwischenmenschliche Werte zu kaufmännischen Werten mutieren, in der wir immer mehr zum Individual-Prinzip (Jeder solle selbst für sich sorgen) übergehen, obwohl der Einzelne kaum noch zählt - es sei denn, er ist ein gut geöltes und funktionierendes Element in dieser Gesellschaft (was auch immer - je nach Zweck - mit dem Begriff Gesellschaft gemeint sein mag). Die Arbeitenden werden bis auf ganz wenige Ausnahmen bis über die Grenzen ihrer Belastbarkeit überfordert. Und die Arbeitslosen werden zwar gefordert, aber nicht gefördert. Wie denn auch, wenn "Wirtschaft" und "Politik" die Arbeit nicht auf viele Schultern verteilen?!? Es gäbe kein Geld dafür - die Gebrüder Grimm haben bessere Märchen geschrieben. Und sie haben nicht gelogen!

Es bleibt uns Erwachsenen wenig Zeit und Kraft für echte Freundschaften (im Gegensatz zu Bekanntschaften). Doch aus meiner persönlichen Erfahrung und meinem persönlichen Fühlen gehören Freunde für mich zum Leben wie der Tag zur Nacht. Erst beide zusammen machen ein erfülltes und zufriedenes Leben aus und möglich.

1 Kommentar:

  1. Hallo Gerhard,also ich fühle mich ständig gefordert...lächel bei Deinen Themen hier.Echte Freundschaften ? Gibt es die noch ? Ich kann es nicht glauben. Aus meiner Sicht auch nicht nur eine Frage von finanziellen Möglichkeiten. Bekanntschaften macht man in jedem Alter, ebenso wie Enttäuschungen,alles hinterläßt Spuren und jeder Mensch der uns ein Stück im Leben begleitet,war für unsere Entwicklung wichtig, nur sind wir recht oberflächlich.Man plaudert mal miteinander,aber Sorgen und Nöte des Einzelnen möchte niemand hören. Das fängt schon mit der Frage an : \" Wie geht es Dir ? \"Wirklich interessiert das den Fragenden nicht, oder siehst Du das anders? Auch bei Partnerschaften sehe ich es ähnlich, jeder macht sein Ding, getrennt wohnen, sich mal treffen, bloß heile Welt, ja keinen Altag oder womöglich noch Verantwortung übernehmen. Die Aussage \"Jeder ist für sich selbst verantwortlich\" folgt immer dann wenn Schwierigkeiten auftreten.Die Folgen dieser Form von Beziehung /Partnerschaft hat ja bereits gezeigt, dass die Single-Haushalte zunehmen, kleine Wohnungen in absehbarer Zeit fehlen werden usw.Die größte Gefahr sehe ich in der fortschreitenden Vereinsamung und dem Konsumdenken der Gesellschaft.Aus eigener Erfahrung weiß ich allerdings, auch sogenannte gutsituierte (Reiche ) Menschen können im Innersten sehr einsam sein, denn wirkliche Freude haben sie sehr selten. Beweist sich auch immer mal wieder bei den Reichen und Schönen dieser Welt, wenn sie dann in Ihrer letzten Stunde sind.Sorry , ich drücke mich manchmal sehr \"platt\" aus, aber es sind immer eigene Erfahrungen und Erlebnisse.Ein Zitat das mich begleitet in meinem Leben: \"Wenn Du denkst, es geht nicht mehr\"kennt fast Jeder, wird belächelt und dennoch....Nun bin ich etwas von Deinem Thema abgeschweift..so bin ich :-)Lieben GrußFenja

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