Doch ist die Wirtschaftskrise viel mehr als nur eine Wirtschaftskrise - sie ist zudem eine Sozialkrise. Menschliche Werte wie Solidarität (ich meine hier die zwischenmenschliche und nicht die finanzielle), Vertrauen (jeder ist sich selbst der nächste), Loyalität (meine Mitmenschen, meine Kollegen, meine Freunde können sich unverbrüchlich auf mich verlassen) und andere gehen immer mehr den Bach hinunter oder sind gar schon ertrunken. Wer - wenn er nicht gerade der Kaste der Oberen Zehntausend angehört - hat denn keine Angst vor Heute und vor Morgen? In meiner Jugend waren mir diese Ängste völlig unbekannt.
Für Otto-Normalverbraucher ist diese Krise noch nicht am Ende: Der Niedriglohnsektor wird weiter abgebaut, soziale Leistungen noch stärker eingeschränkt, die Preise werden langfristig (wieder) steigen ohne irgendeinen Lohn- oder Sozialleistungsausgleich. Und die CDU hat bereits angekündigt, dass sie nach der Bundestagswahl alle Hartz IV-Betroffenen durch Senkung des Regelsatzes weiter in die Armut zwingen wird - eine Armut, die sie im Zusammenwirken mit den Wirtschaftsverbänden, den anderen Parteien und großen Teilen der Gewerkschaften schon seit Langem unwidersprochen (in Worten schon, aber nicht in Taten) betreibt.
Das finanzielle Überleben allein reicht zwar nicht, um auch menschlich zu überleben und zu leben. Aber es ist dafür eine unabdingbare Voraussetzung. Nur sollte meines Erachtens niemand vergessen, dass gerade für die seit sehr vielen Jahren arbeitslosen Menschen die Wirtschaftskrise nicht erst heute begonnen hat und sie zum alltäglichen finanziellen und sozialen Überlebenskampf zwingt. Vielleicht aber stellt die aktuelle Wirtschafts- und Sozialkrise einen Tropfen auf den heißen Stein dar - nämlich die Hoffnung, dass die Langzeitarbeitslosen, die jetzt arbeitslos werdenden Menschen und die dann noch Beschäftigten sich wesentlich näher stehen als die Mehrheit von ihnen es bisher bedacht und anerkannt hat.
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