24. April 2009

Soziale Aufstände in Deutschland


Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr als dass die Deutschen imstande wären, für ihre sozialen Rechte massiv, energisch und fantasiereich auf die Straßen zu gehen. Trotz der zwei von Deutschland angezettelten Weltkriege ist das Unrechtsbewusstsein der Deutschen derart unter entwickelt, dass man einem sehr großen Teil von ihnen die Existenzgrundlage bis fast auf Null senken und allen ihre sozialen Rechte und Leistungen fast vollständig bis auf ein paar Reste von sozialem Netz mit großen Löchern streichen kann, ohne dass sie sich ebenso massiv dagegen wehren.

In einer Tageszeitung heißt es dazu heute, das Protestpotenzial in Deutschland sei deshalb so gering, weil die soziale Absicherung so hoch sei. Da muss ich doch um eine mehrstündige Verhandlungspause bitten, um mir diese Behauptung nicht nur auf der Zunge zergehen zu lassen, sondern auch um sie überhaupt zu verstehen. Aber da mir das ohnehin nicht gelingen wird, kann ich ebenso gut auch weiter machen.

Der so dringende soziale Aufstand ist in Deutschland auch deshalb unmöglich, weil sich die zahlenmäßig größte Arbeitnehmerorganisation - der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) - und seine Einzelgewerkschaften schon längst zu zahnlosen Tigern entwickelt haben, die es als ihre Hauptaufgabe sehen, die von mächtigen Wirtschafts- und Politikführern vorgegebenen Entscheidungen ihren Mitgliedern schmackhaft zu machen und sie zugleich zu Mäßigung und Stillhalten auffordern.

Dennoch hat DGB-Boss Michael Sommer auf die Gefahr hingewiesen, dass mit fortschreitendem Sozialabbau das Wieder-Erstarken des Nationalsozialismus möglich sei. Und welche Schlussfolgerungen zieht er daraus: Er belässt es beim theoretischen Hinweis - und hinterher hat wieder keiner etwas gewusst oder mitbekommen!

Meine abschließende Feststellung ist zwar sehr herausfordernd und in dieser Form nicht ganz zutreffend, zeigt in ihrer Schärfe jedoch die Richtung des deutschen Unrechtsbewusstseins und seiner Unfähigkeit zur nachhaltigen Gegenwehr auf: Die Deutschen gehen eher in den Dritten Weltkrieg als für ihre sozialen Rechte auf die Straße.

1 Kommentar:

  1. Lieber Gerhard. Besten Dank für Deine ausführliche Beschreibung im obigen Beitrag. Ich werde in nächster Zeit wieder vermehrt Beiträge veröffentlichen. Also wünsche ich Dir alles Liebe und mach weiter so. Gruss jonas lanter Birmaberichterstattung.blgospot.com

    AntwortenLöschen